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Volker Zierke hat im vergangenen Jahr sein Erstlingswerk „Enklave“ veröffentlicht. Im Tagesstimme-Interview spricht er über sein Buch, Einflüsse und die politische Empörungsindustrie.
Volker Zierke. © Jungeuropa Verlag.
Volker Zierke: In aller Kürze: Ich bin 1992 geboren, erlebte Kindheit und Jugend im schönen Unterallgäu und war ab 2012 zwei Jahre Zeitsoldat bei der Bundeswehr und habe anschließend als Redakteur bei der Deutschen Militärzeitschrift in Schleswig-Holstein gearbeitet. Inzwischen lebe ich in Dresden und habe nebenher, sozusagen als Hobby, zum Schreiben von Prosa-Texten gefunden.
Zierke: Was ich über die Bundeswehr denke, habe ich in einem Kapitel von „Enklave“ zusammengefasst, nämlich dem über die „Akademie“. Leider habe ich während meiner Dienstzeit zu viele Monate auf sinnlosen Lehrgängen, Schulen und Fakultäten verbracht, die mit Militär eigentlich wenig zu tun haben. Die Zeit in der Truppe war aber grandios – geprägt von Kameradschaft, Zusammenhalt und Tradition. Diese beiden Seiten, Licht und Schatten, sind beide in „Enklave“ eingeflossen, vieles darüber hinaus ist eher als „Wunsch“ formuliert, welche Erfahrung das Militär eigentlich bieten sollte. Wie das heute in der Bundeswehr ist, möchte ich mir gar nicht vorstellen.
Zierke: Naja, es gibt ja schon genug Leute, die über Migration und Gender Mainstreaming schreiben, und die können das ja auch besser. Die akademische Aufschlüsselung solcher Themen ist mir nie sonderlich gut gelungen – jedenfalls war sie nie Herzensangelegenheit –, daher schreibe ich gerne über Themen, die meiner Meinung etwas unterrepräsentiert sind und die mir wichtig sind. Vielleicht kommt es auch daher, dass ich – schon immer übrigens – meine Texte aus dem Affekt schreibe. Vielleicht ist „Enklave“ deswegen auch so vergleichsweise kurz geraten. Da hat meine Wut nicht länger gehalten.
Zierke: Ohne Zweifel: Christian Kracht, Hermann Hesse, Ernst Jünger, Hunter S. Thompson. Ich glaube, wenn man die mischt, kommt irgendwie „Enklave“ dabei heraus. Aber auch ansonsten ist das, was ich schreibe, letztendlich ein Spiegelbild meiner Erfahrungen und multimedialen Beschallung. Vielleicht schreibe ich mal einen in Ostsachsen spielenden Italo-Western.
Zierke: Ich würde nicht sagen, dass „Enklave“ unpolitisch ist. Wäre ich ein Normalo bei Kiepenheuer & Witsch, würden „Welt“-Rezensenten von einem „hochpolitischen“ Werk sprechen. Ich glaube, das ist eine große Fehlleistung des rechten „Kulturbetriebs“, falls es sowas gibt; nämlich die eigenen Überzeugungen immer per Holzhammer an den Mann bringen zu wollen – ohne zweite Ebene, ohne Ironie, Augenzwinkern. Und ich glaube, dass sich um diese Einstellung herum eine Industrie gebildet hat, die hauptsächlich damit beschäftigt ist, diese Art von Produkt an den wütenden Bürger zu bringen. Dann braucht man sich aber auch nicht wundern, wenn im patriotischen Lager eine Art und Weise des politmedialen Konsums kultiviert wird, bei der sich lediglich in bester „Unfassbar!“-Manier über irgendetwas, was Merkel oder Söder gesagt haben, aufgeregt wird.
Ausgangspunkt war deswegen nicht die Politik, sondern erst einmal die Überlegung, ob ich es schaffen würde, ein halbwegs spannendes und literarisch „gutes“ Buch zu schreiben. Was da hinter der Fassade und in meinem Kopf dazu abläuft, ist ja erstmal zweitrangig und bleibt ja ohnehin dem mündigen Leser zur Interpretation überlassen. Von daher habe ich zu Beginn erst einmal angefangen zu „erzählen“ und all die Feinheiten und Hintergründe und das ganze Szenario, das in „Enklave“ beschrieben wird, kamen erst später hinzu.
Ich glaube, das ist deswegen wichtig, weil man sich sonst an tagespolitischen Themen abarbeitet, ohne Gegenangebote zu schaffen, seien sie nun kultureller oder politisch-weltanschaulicher Art. Dann bleibt es bei der aufmerksamkeitsheischende Empörungsliteratur, die jeden konstruktiven Ansatz, ja, jeden darüberhinausgehenden Gedanken verhindern.
Zierke: Mehr denn je. Erst das Fehlen des „Krieges“ macht das uns ja bemerkbar. Ich würde den „Krieg“ in dem Fall aber auch eher als Metapher sehen. Anders ausgedrückt sind ja heutige realexistierende militärische Konflikte eine langanhaltende, zermürbende und zutiefst sinnlose Sache. Vielmehr beschreibt „Enklave“ doch die Suche nach der „Aufgabe“ und dem Finden bzw. die Erfüllung dieses Wunsches an unerwarteten Orten. Das hat nichts mit einem mit Waffen auszufechtenden Krieg zu tun. Um mit dem überstrapazierten Tyler Durden zu sprechen: „We have no great war, or great depression. The great war is a spiritual war. The great depression is our lives.“ Und damit ist eigentlich schon zu viel gesagt.
Zierke: Da müsste man zuerst einmal darüber nachdenken, ob „Enklave“ den Ansprüchen elaborierter Verlage genügt hätte. Und wenn ja, in welcher Zeitspanne sich ein Lektor dazu bemüßigt gefühlt hätte, das Manuskript durchzulesen. Ich bin ja sehr ungeduldig.
Zierke: Warum nicht? Bleibt nur die Frage, inwiefern das dann noch „westlich“ ist.
Zierke: Also, ich hatte durchaus erwartet, dass die Rückmeldungen durchweg negativer wären. Einerseits ist der Spürsinn für Subtiles im eigenen Milieu weitestgehend verloren gegangen, andererseits denke ich schon, dass „Enklave“ trotz der Kürze etwas schwerer zu konsumieren, da nicht einfach zu verdauen ist. Vielleicht irre ich mich aber auch, denn die Rückmeldungen, die ich persönlich vermittelt bekam, waren alle durchweg positiv. Freilich gibt es aber den ein oder anderen, der sich gewünscht hätte, dass die Welt, das antiklimaktische Ende und die Hintergründe besser erklärt würden. Andererseits berichtete aber auch jemand auf dem Blog der „Blauen Narzisse“ ihm sei das Ganze zu offensichtlich. Soll heißen: Der Großteil der Rückmeldung war wohlwollend und das Buch hat sich recht gut verkauft.
Natürlich hoffe ich weiterhin auf junge Autoren, die jetzt nachziehen, allerdings lässt sich diesbezüglich wenig feststellen. Aber warten wir es ab, vielleicht sehen wir Zukunft bei „Jungeuropa“ oder anderswo noch mehr. Das Angebot, denke ich, steht weiterhin.
Zierke: Mehr frische Bücher, mehr frischer Wind wären ganz gut. Ich hoffe da vor allem auf kreative „Geschichtenerzähler“ und Künstler, die neue, eigene Ideen in gut geschriebene Texte, Comics, Videos und Filme einweben. Bedarf an Predigern habe ich erstmal nicht. Dass es in der Zukunft noch weitere Beiträge von mir gibt, würde ich nicht ausschließen, aber ich möchte nichts vollmundig ankündigen, was ich dann nicht halten kann. Nur eine Fortsetzung zu „Enklave“ wird’s erstmal wohl nicht.
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Über den Interviewpartner:
Volker Zierke, Jahrgang 1992, gehört zu einer Generation junger rechter Autoren. Mit seinem ersten Werk, der Novelle Enklave, schickt Zierke sich an, auch in der Literatur einen »jungen« Akzent zu setzen. Seit 2018 ist er als selbständiger Autor, Journalist und Politikberater in Dresden tätig. Mit Enklave legte Zierke sein Erstlingswerk vor und vermengt dort seine militärischen Erfahrungen mit Science-Fiction und jungeuropäischer Utopie.