Credit: Karl Lauterbach.
Karl Lauterbach: Ja schon, aber das ist ein konstruktiver Konflikt. Natürlich kommt es vor, dass wissenschaftlich belegte Tatsachen politisch nicht „opportun“ sind. Je nachdem was und wie kommuniziert wird, kann die Nachricht – zumindest politisch gesehen – bisweilen eher Nachteile als Vorteile bringen. Auf der anderen Seite kann gute Politik ohne die feste Verankerung in der Wissenschaft nicht funktionieren. Daher ja, es gibt diesen Konflikt – aber es ist kein destruktiver, sondern ein konstruktiver Konflikt.
Lauterbach: Nein, auf keinen Fall! Die Demokratie hat in Deutschland keinen Schaden genommen. Obwohl die AfD als einzige nicht demokratische Partei im deutschen Bundestag seit Monaten versucht, das Thema Corona zu instrumentalisieren, konnte sie bislang nicht davon profitieren. Die demokratischen Parteien sind nicht schwächer geworden – auch die demokratischen Institutionen nicht. Richtig ist, wir sind als Land nicht ganz so gut durch die Pandemie „gekommen“, wie wir es hätten können. Das liegt jedoch nicht an der Demokratie. Rückblickend haben wir beispielsweise die erste Welle mit unseren demokratischen Institutionen sehr gut bewältigt.
Lauterbach: Die sozialen Medien spielen in der politischen Diskussion eine immer wichtigere Rolle, nicht nur für mich. Ohne die sozialen Medien ist es nicht möglich bestimmte Diskurse zu prägen – oder zumindest deutlich schwerer. Vor diesem Hintergrund sind die sozialen Medien „Segen und Fluch“ zugleich. Werden sie in der Form genutzt, dass Demokratie und Wissenschaft gestärkt werden, dann sind sie ein Segen. Werden sie missbraucht, um Wissenschaft zu entwerten und demokratische Werte in Frage zu stellen, sind sie ohne Zweifel ein Fluch.
Lauterbach: Leider gewöhnt man sich tatsächlich daran – zumindest ein Stück weit. Das lässt sich meiner Meinung nach kaum verhindern, da man ansonsten ständig in Angst und Schrecken leben muss. Auf der anderen Seite ist es wichtig, Sicherheitsangebote, die Politikern und Menschen mit Morddrohungen zustehen, auch wahrzunehmen. Das tue ich natürlich. Klar ist: Die Verrohung im Netz oder die Hasswelle, die jetzt über uns hereinbricht, habe ich in diesem Ausmaß nicht erwartet und hätte mir das bislang auch nie vorstellen können.
Lauterbach: Ich denke, wir wünschen uns alle unser altes Leben zurück. Das gilt natürlich auch für mich. Ich lege jedoch immer Wert darauf zu sagen, dass ich nicht nur mahne, sondern auch Lösungen vorschlage wie beispielsweise beschleunigte Impfkonzepte oder zweimal wöchentlich Schnelltests. Ich benenne nie ein Problem ohne einen Lösungsvorschlag!
Lauterbach: Das Wichtigste für mich ist, Zeit mit meinen Töchtern zu verbringen. Und natürlich habe ich mir Dinge für die Zeit nach Corona vorgenommen, dazu zählt insbesondere auch wieder das Reisen. Ich würde mich sehr freuen, mal wieder nach Südfrankreich reisen zu können.